Erlebt - Das 9-Euro-Abenteuer - Tag 5

Das 9-Euro-Abenteuer – Tag 5



Hamburg – Bremen – Osnabrück – Düsseldorf

Frisch und munter wachen wir auf, schultern unser Gepäck und fahren mit dem Bus zuerst zur Reeperbahn, wo es einen ziemlich legendären „Penny“ gibt. Das besondere ist, dass sich diese Filiale so dekoriert hat, wie es zum Kiez passt – mit bunten Neonschriftzügen und witzigen Sprüchen. Der Laden hat Kultstatus und für die Jungs ist es natürlich der Ort, um der daheim gebliebenen Schwester ein Souvenir zu erstehen.


Von hier aus geht's per S-Bahn wieder zu den Landungsbrücken, wo wir uns ein Fischfrühstück gönnen wollen. Aber an der berühmten Bude sind ausgerechnet die dick beladenen Krabbenbrötchen aus, die ich so liebe. Also gehen wir runter auf die Pontonbrücke und holen uns dort bei „Nordsee“ eine Auswahl an Garnelen-, Matjes- und Backfischbrötchen und einen anständigen Kaffee, während direkt neben uns die Wogen der Elbe an die  Landungsbrücken klatschen und immer wieder kleine Schiffe an- und ablegen. Es ist für die frühe Stunde schon sehr warm und direkt in der Sonne ist es wirklich unangenehm. Aber wir wollen noch in den alten Elbtunnel, in dem man den Fluss zu Fuß unterqueren kann. Der Weg führt am hiesigen Hard Rock Cafe vorbei – aber gegessen haben wir schon und auch die T-Shirts hängen zuhause im Schrank.

Gewaltige Fahrstühle führen in das 1911 eröffnete Bauwerk hinunter, aber ich will durch das riesenhafte Treppenhaus laufen – und so wuchte ich mein Gepäck und mich selbst in die Tiefe, während meine Brut am Aufzug an mir vorbeigleitet. Unten ist die Luft einfach wunderbar frisch und eine kühle Brise weht durch den Tunnel. Wir gehen die knapp 500 Meter auf die andere Seite (nach oben nehme ich dann doch den Aufzug), wo ein Aussichtspunkt einen fantastischen Blick auf das Panorama Hamburgs bietet. Und auf dem Rückweg laufen wir dann auch gemeinsam die Treppen hinunter.


Wir haben noch Zeit, den Jungfernstieg an der Binnenalster und den Rathausmarkt zu durchstreifen. Die Jungs sind schon wieder auf der Suche nach Bubbletea, aber von zwei Shops am Gänsemarkt, die Google offeriert, ist der eine jetzt ein normaler Teeladen und der andere wegen einer Baustelle nicht zugänglich. In der Nähe des Hauptbahnhofs werden wir dann noch fündig, bevor wir den Zug nach Bremen besteigen. Ein blau-gelber „Metronom“. Die Bahn ist ziemlich leer und zumindest nicht allzu warm, dafür gibt es keine Steckdosen und das WLAN schaltet sich hin und wieder komplett ab und taucht erst nach einigen Minuten wieder auf. Positiv: der Waggon bietet Beinfreiheit!

Mehrmals weist eine offensichtlich stinksaure Dame per Lautsprecher auf die Maskenpflicht hin und dass die Ausrede, man würde eben stundenlang essen oder trinken, nicht zähle. „Aus aktuellem Anlass“ sagt sie, würde für jeden, den das Personal ohne richtig sitzende Maske erwischt, die Fahrt am nächsten Bahnhof enden. Da muss wohl jemand sehr renitent gewesen sein, denn am nächsten Bahnhof steigen Polizisten zu und geleiten einen Fahrgast auf den Bahnsteig. Mir fällt auf unserer gesamten Reise auf, dass der überwiegende Teil der Passagiere sich an die Regeln hält – dass einige wenige die Maskenpflicht aber auch komplett und meistens ohne Konsequenzen ignorieren. 


Wir kommen ziemlich pünktlich in Bremen an und haben genug Aufenthalt, um die Stadt kurz unter die Lupe zu nehmen. Auf dem Bahnhofsvorplatz brennt die Sonne aber so unbarmherzig auf uns hernieder, dass wir uns nur in den Schatten flüchten können. So habe ich das mal in Florenz erlebt, hier im Norden hätte ich nicht damit gerechnet. Ich habe wirklich kein Verständnis für Leute, die den Klimawandel immer noch ignorieren – da muss man ja schon mit gut gekühlten Scheuklappen herumlaufen. Ich fühle, dass mein Rücken unter der Rucksacktasche patschnass geschwitzt ist. Und als wir einen Laden entdecken, der Süßigkeiten und Snacks aus allen möglichen Ländern anbietet, die sonst nicht so leicht zu finden sind – natürlich klimatisiert, damit die gute Schokolade nicht wegläuft – endet die Stadtbesichtigung an genau dieser Stelle. Auf dem Rückweg zum Bahnhof geben wir wieder mal Pfandflaschen ab – diesmal an einen älteren Herrn im Rollstuhl, dem nur zwei Zähne im Mund verblieben sind und der sein Dasein mit Flaschensammeln fristet – und füllen unsere Getränkevorräte wieder auf. Wir buchen ein Dreier-Hotelzimmer in Düsseldorf. Jawohl, mit Air Conditioning.

Der Regio nach Osnabrück ist unerträglich voll. Wir kommen zwar noch an Sitzplätze (das gemeinsame Ausgucken zu dritt haben wir mittlerweile perfektioniert), aber es ist eng wie in der Konservenbüchse und außerdem zu warm. Die Toilette vor uns ist gesperrt, weil sie defekt ist – und die hinter uns ist offen, obwohl sie ebenfalls defekt ist. Ganz toll. Für Osnabrück haben wir kein Auge, denn unser Zug kommt verspätet an und wir müssen rennen, um den Anschlusszug nach Düsseldorf noch zu erreichen. Dort: freie Sitzplatzwahl, entspanntes Reisen – und hey, das WC funktioniert! So lernt man, sich auch über die kleinen Dinge zu freuen. Entspannt kommen wir so nach Düsseldorf.


Noch eine Station mit der S-Bahn und wir sind bei unserer Bleibe für diese Nacht angekommen. Ein B&B Einfachhotel, aber alles ist sauber und zweckmäßig. Hier checkt man am Automaten ein und erhält keine Karte, sondern einen Türcode für das Zahlenschloss. Spannend. Das Zimmer ist eiskalt. Sehr angenehm, aber ich stelle die Temperatur etwas rauf, damit wir nicht noch krank werden. Wir machen uns kurz frisch und wechseln die durchgeschwitzten T-Shirts, dann geht's in die fußläufig erreichbare Innenstadt.

Es gibt in Düsseldorf eine große japanische Community und in einem Viertel, das landläufig „Little Tokyo“ genannt wird, soll es besonders viele japanische Läden und Restaurants geben. Das finden wir alle drei hochinteressant: meine Jungs interessieren sich für japanische Kultur und ich für exotisches Essen, da gibt es eine ganz wunderbare Schnittmenge. Wir werden nicht enttäuscht, es gibt eine ganz wunderbare Vielfalt an Angeboten. In einem asiatischen Supermarkt decken wir uns mit ein paar Spezialitäten und Mitbringseln ein. (Viel mehr kann ich nicht verraten, wer weiß, wer hier alles mitliest). Natürlich nehmen wir nichts mit, was der Kühlung bedarf. Und erst die Restaurants hier! Ich kenne bisher eigentlich nur Sushi und bin ganz überrascht, was es alles gibt. Langsam beginnt es zu dämmern und die Temperaturen beginnen, erträglich zu werden. Wir finden nach einiger Suche ein Restaurant, dessen Speisen (und Preise) sehr attraktiv aussehen und in dem wir noch einen Tisch im Freien bekommen. Mein Ältester entschließt sich für einen Chicken Teriyaki Don. Ein Don ist eine Schüssel, in die unten eine Schicht Reis kommt und darüber Fleisch, Sauce und die anderen Zutaten. Alles ist sehr heiß, also isst man von außen nach innen und der Reis wird dabei mit den leckeren Zutaten getränkt. Wir anderen entscheiden uns für Bento-Boxen, also eine Zusammenstellung von Kistchen, die verschiedene Zutaten einer Mahlzeit enthalten. Ich bin neugierig, ob und und wie mir die japanische Küche schmeckt. Als mein „Kistchen-Teller“ kommt, finde ich Reis, Sushi-Rollen, Salat, frittierten Tofu und gegrilltes Hühnerfleisch mit Sesam und einer Sauce. Das soll hier kein Food-Blog werden, aber ich kann nur sagen, dass ich auf der ganzen Reise nie besser gegessen habe. Ohne Übertreibung: es ist so gut, dass mir fast die Tränen kommen. Und selbst der Tofu, zu dem ich eigentlich kein gutes Verhältnis habe, ist hier knusprig, seidenweich, von einer zarten Textur und einem wunderbaren Geschmack. Meine Söhne schauen genauso drein wie ich und wir überlegen tatsächlich, ob wir nicht noch einen Tag länger hier bleiben wollen. Das ist aber leider nicht möglich – wie wir später erfahren – weil das Hotel für die folgende Nacht ausgebucht ist.

Als wir im Dunkeln zum Hotel zurückgehen, sehen wir auf der Straße eine Horde Rollerskater, die mit hohem Tempo durch die Stadt fährt. Wir witzeln schon, ob das hier ein neuer Trend ist – aber dann realisieren wir, dass die Kolonne tatsächlich nicht abreißt. Fünf geschlagene Minuten lang brausen hunderte von Rollschufahrern und Inlineskatern an uns vorbei! Google verrät uns dann, dass heute „Skatenight“ in Düsseldorf ist. Gute Idee, das nicht in der Tageshitze zu machen!


Die Klimaanlage im Hotel läuft und brummt weiterhin auf Hochtouren, ganz egal, was man einstellt. Aber dafür gibt's ja schließlich Bettdecken – uns ist alles egal, wir haben das leckerste Essen überhaupt im Bäuchlein und schlummern friedlich ein.


Bundesländer-Count: 13, weil Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen dazugekommen sind.

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