Erlebt - komm kraulen

Komm kraulen

Schnell noch einen Text fertig schreiben und Bildmaterial sortieren. Ist ja noch genügend Zeit. Die Katze beschließt derweil, dass mein Getränk sie nicht interessiert. Das bisschen Katzenstreu fische ich aus dem Glas. Sie maunzt. Fordert Aufmerksamkeit. Na gut, kurz mal gekrault. Aua, meine Hand ist nicht zum Essen da!


Wo war ich? „...Umtriebe in der Elitetruppe.“ Satzende. „Ein rechtsextremistisches Netzwerk, das ziel- und zweckgerichtet...“ - Wo ist nochmal der Bericht des Generalinspekteurs? Ah, hier. „...an dem Beseitigen der freiheitlichen demokratischen Grund...“ Bloff. Das Vieh hat sich auf meine Maus gesetzt und sie mitsamt meiner Hand unter sich begraben. „Beachte mich“, zischt sie mir zu. „Hab ich dich wieder am Computer erwischt?“ Ich versuche, unter ihrem Bauch die Maus zu bewegen, um den Cursor aus dem gefährlichen Textfeld zu ziehen. Warm, weich, aber erfolglos. Und als ich das Tier vorsichtig zur Seite schieben will, macht sie einen Abgang über die Tastatur und ändert den letzten Absatz in die Aussage: „,.................................lkll“, bevor sich irgendwelche seltsamen bunten Fenster und Desktop-Programme über meinen Bildschirm schieben, der mich jetzt mit maximaler Helligkeit anstrahlt. 


Na gut, kraulen. Aber wenigstens speichern sollte ich noch. Gib das her! – Ich hebe die Maus wieder vom Boden auf und versuche, mit der Tastatur, die ich jetzt auf Augenhöhe in der Luft vor mir halte, die Änderungen der Katze rückgängig zu machen und meinen Text zu speichern. War sowieso nicht gut, morgen mache ich ihn besser. Bilder sortieren? Andermal. Ich schalte ab. 


„Geht doch.“ Sagt die Katze. „Hast du im Ernst gedacht, du kannst hier arbeiten und mich vernachlässigen?“. Zugegeben – blöder Gedanke. Komm kraulen.


(26.03.2021)

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